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Ruth Pia Armande Mathieu geb. Hennecke, *4.8.1926 – †28.2.2016


Am heutigen Sonntagmorgen, den 28. Februar 2016 entschlief etwa gegen halb sieben Uhr friedlich unsere über alles geliebte Mutter und Großmutter Ruth Mathieu. Sie erlag nach einigen Tagen schließlich den Folgen eines wiederholten Schlaganfalls, zu aller Glück jedoch ohne großes oder langes Leiden.

Ruth Mathieu wurde am 4. August 1926 als Ruth Pia Armande Hennecke in Brandenburg/Havel geboren und erlebte die Kriegsjahre unter anderem in einem Arbeitsdienst in der heutigen tschechischen Republik, von wo sie gegen Kriegsende schließlich unter abenteuerlichen Umständen floh.

Ruth Hennecke achtzehnjährig

Ruth Hennecke ca. 18 Jahre

Zu Hause angekommen überredete sie angesichts der unmittelbar bevorstehenden russischen Besetzung widerum ihre Eltern zur sofortigen Flucht. Man entkam in letzter Minute per nächtlicher Überquerung der Elbe im mitgebrachten Faltboot.

Ruth Hennecke studierte nach Kriegsende Kunst zunächst in Berlin und wechselte dann nach Düsseldorf an die dortige Kunstakademie.

Kunststudentin in Düsseldorf, ca. 1952

Studentin an der Kunstakademie Düsseldorf, ca. 1952

Nicht jedem wird sich auf Anhieb erschließen, wie man kurz nach Kriegsende, als das ganze Land Hunger litt und in Trümmern lag auf die Idee kam, ausgerechnet Kunst zu studieren. Die ersten Studenten an der ausgebombten Düsseldorfer Kunstakademie, unter ihnen Ruth Hennecke und Fritz Rupprecht Mathieu, aber auch ein gewisser, dem Vernehmen nach Ruth glühend verehrender Günter Grass hatten entsprechend noch persönlich beim Wiederaufbau, namentlich dem Betonieren neuer Geschossdecken in schwindelnder Höhe zu helfen.

Ruths Bruder Alfred beschreibt sehr schön das Atelier der beiden im ehemaligen OP-Saal eines ebenfalls zerbombten Krankenhauses in der Sternstraße. Es lag nur einen Steinwurf von der Akademie in der Eiskellerstraße entfernt, auf der anderen Seite des Düsseldorfer Hofgartens, gleich unterhalb der mondänen Königsallee.

Neben der bildenden Kunst erledigte das Paar viele Aufträge, zum Beispiel den Bau von Karnevalswagen für den Düsseldorfer Rosenmontagszug. Diesen erlebten sie jedoch vor lauter Erschöpfung durch den Bau meistens nicht mehr sondern nutzen den Tag für ausgiebigen Schlaf.

Nach Geburt des ersten Sohnes zogen sie zunächst auf dringendes Anraten von Ruths Eltern und sehr zu Fritz Rupprechts Unbill in eine „normale“ Wohnung in der Gartenstraße. Anfang der 60er Jahre verließen sie dann die Düsseldorfer Innenstadt in Richtung des damals noch eigenständigen Dorfes und Luftkurortes Hösel („im Walde“), um das kreative Paradies zu bauen, von dem in so vielen Kommentaren die Rede ist.

Trompete

Dieses bestand anschließend fast 50 Jahre bis zum bewussten Tag im Mai 2010, an dem Fritz Rupprecht starb und Ruth zu ihrem ältesten Sohn zog. Das Haus stand einige Zeit leer und wurde schließlich samt Grundstück verkauft. Sechs Jahre nach seinem Tod ist Ruth nun ihrem Mann Fritz Rupprecht gefolgt, womit zwei bewegte Lebensgeschichten der deutschen Kriegs- und Nachkriegsgeschichte ihr Ende finden.

Werkschau

Der Maler und Bildhauer Fritz Rupprecht Mathieu hat Zeit seines Lebens von seinen Taten und Ideen äußerst wenig Aufhebens gemacht, obwohl diese oft staunenswert, meist skurril, aber immer von verblüffender Originalität waren.

Diese Bescheidenheit, gepaart mit seiner ausgeprägten Scheu vor der Öffentlichkeit hat dazu geführt, dass viele seiner Werke – in die Welt verstreut – unbekannt oder ihm schwer zuzuordnen sind und es sich daher sehr schwierig gestaltet, eine auch nur halbwegs repräsentative Schau seiner Werke zusammen zu stellen. Das exhibitive, das Zur-Schau-Stellen, das für den Künstler als Künder so wesentlich ist, war seine Sache nicht. Seine Kunst kam von innen, aus seinem tiefen Natur- und Menschenverständnis, gepaart mit höchstem handwerklichen Können. Legendär war die seinen Portraits eigene, bis ins Mark treffende Entlarvung der gezeigten Person. Die Herzenswärme eines guten Menschen strahlte dem Betrachter förmlich von der Wand etgegen – genauso konnte aber auch die Kälte einer hochfahrenden und herrischen Person dem Betrachter das Blut in den Adern gefrieren lassen. Die portraitierte Person war in seiner Arbeit stets nicht nur „gut getroffen“, sondern buchstäblich zu erkennen, was bei den Auftraggebern nicht immer auf Begeisterung stieß. Dann war er im Stande, im Stile der billigen Jahrmarkts-Portraitisten glubschäugige Schmachtgesichter in einer zweiten Schicht Öl aufzutragen – nicht einmal Karikaturen, sondern Masken, die das Wesen der gemalten Person freundlich versteckten.

Er experimentierte, oft schalkhaft, mit Sujets und Stilen verschiedener Epochen, mit Motiven von Goya, Turner, Manet u. A., hauptsächlich, um sich deren Techniken und Ausdrucksformen handwerklich anzueignen – mit teilweise verblüffenden Ergebnissen. Den zeitgenössischen Kollegen begegnete er mit großem Respekt, wo diese ihn verdienten, oder er ging ihnen in großem Bogen aus dem Wege, wo diese des Kaisers neue Kleider trugen. Missgunst oder vernichtende Kritik an allem und jedem Anderen, wie es so vielen Künstlern eigentümlich ist, übte er nicht. Er trat nicht in eifernden Wettbewerb, obwohl er wohl sehr oft der Beste hätte gewesen sein können, sondern zog sich zurück; verschloss sich und sein Schaffen, in seinem Atelier und – noch stärker – in seinem Inneren. Die Werke, die seine innere – wohl auch aus diesem Verschluss hervor gegangene – Zerrissenheit und Qual zum Ausdruck brachten, waren nur sehr schwer erträglich. Sie sind später ausnahmslos seiner Zerstörungswut zum Opfer gefallen.

Diese Webseite  will versuchen, Abbildungen der von ihm geschaffenen Plastiken und Gemälde, Skizzen und Installationen, möglichst verknüpft mit dem Entstehungsdatum und ggf. einer Entstehungsgeschichte zu sammeln und dem interessierten Publikum zur Verfügung zu stellen, damit das oft absonderliche und zerrissene Wesen dieses hoch begabten, aber äußerst exzentrischen Künstlers posthum seine Darstellung findet und die Erinnerung an Ihn und seine Werke lebendig bleibt .

It is done!

Fritz Rupprecht MathieuAm Dienstag den 4. Mai 2010 verstarb früh morgens im Alter von 84 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit unser geliebter Vater, Großvater und Ehemann Fritz Rupprecht Mathieu in seinem Haus in Ratingen-Hösel.

Wir möchten diese Seite einem außergewöhnlichen Menschen widmen, der wohl jedem, der ihn näher kannte kostbare Erinnerungen und besondere Momente geschenkt hat.

Alle Besucher sind herzlich eingeladen, hier zusammen mit uns einige Momente des stillen Andenkens zu verbringen, sich in das Kondolenzbuch einzutragen oder auch ihre ganz persönliche Mathes-Geschichte zu erzählen.

Die Beisetzung fand am Mittwoch, den 19. Mai um 12:00 Uhr auf dem Waldfriedhof in Ratingen-Hösel, Sinkesbruch statt.