Der Maler und Bildhauer Fritz Rupprecht Mathieu hat Zeit seines Lebens von seinen Taten und Ideen äußerst wenig Aufhebens gemacht, obwohl diese oft staunenswert, meist skurril, aber immer von verblüffender Originalität waren.
Diese Bescheidenheit, gepaart mit seiner ausgeprägten Scheu vor der Öffentlichkeit hat dazu geführt, dass viele seiner Werke – in die Welt verstreut – unbekannt oder ihm schwer zuzuordnen sind und es sich daher sehr schwierig gestaltet, eine auch nur halbwegs repräsentative Schau seiner Werke zusammen zu stellen. Das exhibitive, das Zur-Schau-Stellen, das für den Künstler als Künder so wesentlich ist, war seine Sache nicht. Seine Kunst kam von innen, aus seinem tiefen Natur- und Menschenverständnis, gepaart mit höchstem handwerklichen Können. Legendär war die seinen Portraits eigene, bis ins Mark treffende Entlarvung der gezeigten Person. Die Herzenswärme eines guten Menschen strahlte dem Betrachter förmlich von der Wand etgegen – genauso konnte aber auch die Kälte einer hochfahrenden und herrischen Person dem Betrachter das Blut in den Adern gefrieren lassen. Die portraitierte Person war in seiner Arbeit stets nicht nur „gut getroffen“, sondern buchstäblich zu erkennen, was bei den Auftraggebern nicht immer auf Begeisterung stieß. Dann war er im Stande, im Stile der billigen Jahrmarkts-Portraitisten glubschäugige Schmachtgesichter in einer zweiten Schicht Öl aufzutragen – nicht einmal Karikaturen, sondern Masken, die das Wesen der gemalten Person freundlich versteckten.
Er experimentierte, oft schalkhaft, mit Sujets und Stilen verschiedener Epochen, mit Motiven von Goya, Turner, Manet u. A., hauptsächlich, um sich deren Techniken und Ausdrucksformen handwerklich anzueignen – mit teilweise verblüffenden Ergebnissen. Den zeitgenössischen Kollegen begegnete er mit großem Respekt, wo diese ihn verdienten, oder er ging ihnen in großem Bogen aus dem Wege, wo diese des Kaisers neue Kleider trugen. Missgunst oder vernichtende Kritik an allem und jedem Anderen, wie es so vielen Künstlern eigentümlich ist, übte er nicht. Er trat nicht in eifernden Wettbewerb, obwohl er wohl sehr oft der Beste hätte gewesen sein können, sondern zog sich zurück; verschloss sich und sein Schaffen, in seinem Atelier und – noch stärker – in seinem Inneren. Die Werke, die seine innere – wohl auch aus diesem Verschluss hervor gegangene – Zerrissenheit und Qual zum Ausdruck brachten, waren nur sehr schwer erträglich. Sie sind später ausnahmslos seiner Zerstörungswut zum Opfer gefallen.
Diese Webseite will versuchen, Abbildungen der von ihm geschaffenen Plastiken und Gemälde, Skizzen und Installationen, möglichst verknüpft mit dem Entstehungsdatum und ggf. einer Entstehungsgeschichte zu sammeln und dem interessierten Publikum zur Verfügung zu stellen, damit das oft absonderliche und zerrissene Wesen dieses hoch begabten, aber äußerst exzentrischen Künstlers posthum seine Darstellung findet und die Erinnerung an Ihn und seine Werke lebendig bleibt .
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Das Marken-Symbol, das fast jeder kennt: das Apotheken-A mit der Giftschale und der Äskulapschlange:
Entworfen hat es Fritz Rupprecht Mathieu 1951 anlässlich einer Tagung des deutschen Apothekerverbandes in Düsseldorf.
Das an deutschen Apotheken flächendeckend bereits gut eingeführte bisherige Logo war ebenfalls ein Fraktur-A, dessen inneres Symbol jedoch – vor dem Krieg noch ein einfaches weißes Kreuz – die von Paul Weise unter den Nationalsozialisten 1936 eingeführte Man-Rune.
Dafür wurde ein unverfänglicher Ersatz gesucht; gleichzeitig sollte natürlich der Wiedererkennungswert des roten A erhalten bleiben.
Auf Vermittlung seines Studienkollegen an der Düsseldorfer Kunstakademie, dessen Vater von Beruf Apotheker war, wurde Fritz Rupprecht Mathieu zu den betreffenden Beratungen des Apothekerverbandes eingeladen.
Noch während der Besprechung brachte er den Entwurf eines Schalenkelches mit einer sich darum windenden Äskulapschlange im Fraktur-A als Skizze zu Papier, woraufhin jede weitere Diskussion um ein neu auszuwählendes Logo eingestellt wurde, weil sich die beratende Apothekerrunde spontan darüber einig war, dass sie diesen Entwurf als neues Apotheken-Logo wollte. Die Schlange am Giftkelch war schließlich vorher das Zeichen der Apothekenkammer Nord-Rheinprovinz gewesen.
Darauf hin hat Fritz Rupprecht Mathieu den kombinierten Entwurf weiter ausdetailliert, wozu u. A. eine komplette Überarbeitung der Proportionen des Fraktur-A ausgeführt wurde.
Das geschaffene Kelch/Schlange Symbol ist seitdem unverändert erhalten geblieben; gelegentliche Variationen der graphischen Ausführung haben sich nicht zu seinem Vorteil ausgewirkt: der ursprüngliche Entwurf ist schnörkellos unverspielt, schlicht und prägnant. Insbesondere die Tatsache, dass man der stilisierten Schlange eine gewisse Fröhlichkeit ansehen kann ist typisch für die Entwürfe von Fritz Rupprecht Mathieu.
Das Honorar für den fertig ausgearbeiteten Entwurf betrug damals pauschal und einmalig 80,- Deutsche Mark; vermutlich wurde dieser Betrag zwischen dem Künstler und dem vermittelnden Kollegen geteilt – und gemeinsam kurzfristig der Gastronomie zugeführt.
Fritz Rupprecht Mathieu hatte auf dem Gebiet der Gebrauchsgraphik eine Spezialität: die Heraldik. Daher und wegen der beschriebenen Vorgeschichte ist mit einiger Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass auch der Bergische Löwe, den der Apothekerverband anlässlich seiner Düsseldorfer Tagung im darauf folgenden Jahr 1952 mit dem Apotheken-Logo kombinierte, aus der Feder von Fritz Rupprecht Mathieu stammt:
Jedenfalls hat er den aufrecht stehenden Bergischen Löwen mit dem doppelten Schwanz später im Entwurf zu einer Brunnenplastik für die Stadt Ratingen verwendet. Dieser Entwurf wurde ausgewählt, jedoch später von Hans Breker ausgeführt, der dazu einige Details veränderte, z. B. die Schnauze des Löwen gegenüber dem Original spitzer oder die Haltung von Vorderbein und Pranke steifer gestaltete.
Der Höseler Rehbock
Eine Bronzeplastik aus den siebziger Jahren, entstanden im Auftrag der Gemeinde Hösel vor der kommunalen Neugliederung – der Rehbock ist das Wappentier des Ortes Hösel, heute zu Ratingen gehörend.
Fritz Rupprecht Mathieu schuf diese weitgehend naturalistische Plastik in enger Anlehnung an die Körperhaltung des heraldischen Rehbocks aus dem Ortswappen.
Leider hat die Plastik an ihrem ebenerdigen Aufstellort bereits mehrere Beschädigungen erfahren, wobei unklar ist ob es sich um Vandalismus, Verkehrsunfälle (oder beides) gehandelt hat.
Durch die sockellose Aufstellung im Zentrum eines viel befahrenen Kreisverkehrs mit dichtem Bewuchs kommt die Plastik nicht sonderlich gut zur Geltung, zudem ist sie vor weiteren Beschädigungen schlecht geschützt.
Titel: Stapellauf

Technik: Öl auf Leinwand, gespachtelt
Datum: 1982
Eigentümer: Sparkasse Ratingen
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[…] Fritz Rupprecht Mathieu – Werkschau. 9. Juni 2010, abgerufen am 11. Juni 2010 (Von Angehörigen gepflegte Website des 2010 verstorbenen Grafikers). […]
[…] Fritz Rupprecht Mathieu – Werkschau. 9. Juni 2010, abgerufen am 11. Juni 2010 (Von Angehörigen gepflegte Website des 2010 verstorbenen Grafikers). […]
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